Flensburg: BR-Doku über ehemalig besetzten Bahnhofswald

Der 1,8 Hektar große Flensburger Bahnhofswald ist ein innerstädtisches Wäldchen nahe dem Flensburger Hauptbahnhof. Von Okt. 2020 – Feb. 2021 wurde dieser von sogen. Klimaaktivisten besetzt. Grund: Dort im Wald soll ein Hotel nebst Parkhaus gebaut werden. Der BR machte über die Besetzer/innen eine Doku

Der Flensburger Bahnhofswald ist ein innerstädtisches Wäldchen nahe dem Flensburger Hauptbahnhof. Der Mischwald mit einer Größe von 1,8 Hektarwird von Rotbuchen, Linden und verschiedenen Ahornen (Feld-, Berg-, Spitz- und Kugel-Ahorne) dominiert. Um dieses entbrannte sich 2020/21 ein mächtiger Streit zwischen Investoren, die im Wald ein Bauprojekt entwickeln wollen und sogenannte Klimaaktivisten, die was dagegen hatten. Doch der Reihe nach.

Im Wald befinden sich die Überreste der historischen Valentiner Allee, die in den 1880er Jahren von der Familie Valentiner gestiftet (1) und durch den Bau des Bahnhofes in den 1920er Jahren zerschnitten wurde. Die Valentiner Allee wird gesäumt von Linden, die damals vom heute noch bestehenden Verschönerungsverein Flensburg gepflanzt wurden.

Bauprojekt – und Proteste

Im Jahr 2017 gab es erstmals Pläne, neben dem Bahnhof auf einem Teil des Wäldchens ein Hotel zu bauen.

Im Februar 2021 wurde ein Teil der Bäume gerodet, die planungsrechtlich nicht als Wald klassifiziert sind. Die Deutsche Hospitality plant, dort ab Ende 2023 ein Intercity-Hotel zu betreiben.

Aufgrund der prominenten Lage des Wäldchens kam es zu Protesten und Baumbesetzungen (2). Im Wald wurden 32 Brutvogelarten nachgewiesen oder als potenziell vorkommend eingestuft, sowie vier Fledermausarten, wovon zwei auf der roten Liste der bedrohten Arten stehen (3).

Im Januar, also zu der Zeit als der Wald noch von sogenannten Klimaaktivisten besetzt war, berichtete der BR in einer Reportage über die Besetzer, Titel: „Baumbesetzung als Protest: Warum? Und wie hart ist das? || PULS Reportage“.

Fast 200 Tsd. Klicks erreichte diese bei YouTube. Hierzu ein paar Anmerkungen vom Verfasser:

Aus dem Off diese, korrekte Darstellung: „Ich befinde mich hier mitten in Flensburg, im Bahnhofswald, ein Wäldchen in Privatbesitz.“.

Warum riskieren Aktivist*innen eine Gefängnisstrafe und im Extremfall ihr Leben für ein paar Bäume und wie hart ist es, sich bei Minusgraden im Baumhaus zu verschanzen und jederzeit mit der Räumung durch die Polizei rechnen zu müssen?“

Fünf Monate protestierten Menschen dort gegen den Bau eines Hotels mit Parkhaus und die damit verbundene Rodung des Wäldchens.
In bis zu zehn Metern Höhe hatten sie sich Baumhäuser gebaut, die sie über Klettervorrichtungen erreichten.

Da das Wäldchen in Privatbesitz ist, begingen die Protestierenden mit der Besetzung unter anderem Hausfriedensbruch, also eine Straftat.

Nach Paragraf 123 steht darauf eine Geldstrafe oder sogar bis zu ein Jahr Gefängnis. Warum die Personen dieses Risiko in Kauf nehmen wollten, wollte der Journalist in dieser PULS Reportage herausfinden.

Immerhin: Der Journalist nennt die Fakten* (Wäldchen in Privatbesitz, Besetzung = Straftat = Hausfriedensbruch = Drohung von Gefängnis).

Das politisch extrem linkslastige „unabhängige Radio Fratz“ konnte oder wollte die Fakten* nicht in die Berichterstattung mit einbinden, mir schien es eine einseitige Berichterstattung zu Gunsten der Besetzer/innen und Unterstützer zu sein. Das habe ich von Tag1 an kritisiert .

Auf dem Blog des „Infoladens Subtilus Gegenöffentlichkeit in Flensburg“ wurde unter der Überschrift „Zwergenaufstand der Alten Weißen Männer“ folgendes veröffentlicht:

Im ersten Absatz heißt es (Zitat): „Schon seit geraumer Zeit konnte mensch im social media (vorrangig auf Twitter) verfolgen wie einige verbitterte Alte Weiße Männer1 ihre Frustration über die eigene Bedeutungslosigkeit am Freien Radio Fratz ausließen.

Darunter lokale CDU-Oberhäupter, FDP-Politiker und scharf rechts abgebogene Fotojournalisten.“ Hier mehr im Blog: http://www.schewski-media.de/stellungnahme-willi-schewski-vs-radio-fratz-akopol-infoladen-subtilus/.

Als ich den Begriff „Paragraf 123 Hausfriedensbruch“ im Zusammenhang mit der Besetzung bei Twitter postete, qualmte es Hohn und Spott von den Besetzern und Unterstützern.

Weiter über den Inhalt des Videos:


Frage des Reporters an Besetzerin: „Wenn du dich widersetzt kann es auch als Widerstand bewertet werden“. Reaktion der Person im Baumhaus (eine Anfang 20 Jahr alte Studentin): „Ich glaube, da liegen wir gerade in einem Bereich, den wir hier nicht diskutieren müssen“. Der Reporter hakt nicht nach. Die Konsequenzen würde die „tragen“, heißt: möglicherweise Geld- oder Haftstrafe.

Reporter: „Politisch stehen hier einige sehr weit links.“

Zweispaltiges Verhältnis zum Thema Gewalt: Hanna Poddig, eine der ehemaligen Besitzerinnen im Wald, sagte, sie wünschte sich „so wenig Gewalt wie möglich aber auch so viel wie nötig“. Der Reporter: „Krass, das sie Gewalt gegen Polizist/innen nicht grundsätzlich ausschließt. Das geht zu weit, finde ich.“ Zitat Ende, Quelle: BR

Nachtrag: Der Beitrag des BR wurde gedreht als der Wald noch besetzt war. Dieser wurde Ende Februar 2021 unter massiven Polizeieinsatz geräumt, es kam zu Gewalt. Die Presse berichtet:

Hotelinvestoren fordern Räumung im Februar und drohen Stadt mit Regress – Quelle: https://www.shz.de/31174157 ©2022

Plötzliche Rodung im Flensburger Bahnhofswald: Absolut verantwortungslos – Quelle: https://www.shz.de/31343167 ©2022

Säge weg, hier spricht die Polizei! (BILD; Link)

Flensburger ZOB-Kreuzung nach Blockade wieder frei – Quelle: https://www.shz.de/31355012 ©2022

Tumulte bei Räumung im Bahnhofswald – Quelle: https://www.shz.de/31390887 ©2022

Firmenwagen von Flensburger Hotelinvestor Jan Duschkewitz in Flammen – Quelle: https://www.shz.de/31353227 ©2022

Flensburger Bahnhofswald: Baumbesetzer verlassen Gelände (Link)

Nach Räumung des Bahnhofswald Flensburg: Rechnungen für Ak­ti­vis­t*in­nen (Taz; Link)

Protest mit Cent-Münzen (ND, Link)

A K T U E L L: Im Wald wurde bis heute nicht gebaut, der BUND klagt, bis zur Entscheidung stehen die Bauarbeiten still. Wie sich die Sache weiter entwickelt wird in diesem Blog und auf der Facebook-Seite berichtet.

Weitere Quellen:

  1. Carlo Jolly: Schleichwege: Wo die Südstadt am grünsten ist. In: SHZ. 6. Mai 2014.
  2. Flensburger Bahnhofswald: Baumbesetzer verlassen Gelände. In: NDR. 23. Februar 2021.
  3. AC Planergruppe: Bebauungsplan Hauptpost: Begründung (2. Entwurf). Stadt Flensburg – Fachbereich Stadtentwicklung, 18. Mai 2020.

Foto: Screenshot YouTube

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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