Böse Bauten: Der Flandernbunker in Kiel

Der Kieler Flandernbunker präsentiert sich als ein kompakter, trutziger grauer Betonwürfel. Doch der Eindruck täuscht, …

Er wurde in den Kriegsjahren 1942 und 1943 erbaut und findet sich am Nordende des Hindenburgufers im Kieler Stadtteil Wik: der Flandernbunker. Gegenüber den Bunker liegt das Haupttor zum Tirpitzhafen. Im Flandernbunker war die Flugabwehr- und Notkommando-Zentrale Kiels untergebracht. Die Geschichte des Gebäudes ist spannend …

Seinen Namen erhielt der Bunker übrigens nach dem nebenan gelegenen ehemaligen Flanderndenkmal, das an die Gefallenen des „Marinekorps Flandern“ im Ersten Weltkrieg erinnerte. Der benachbarte Marine-Sportplatz trug den Namen „Flandernplatz“.

Der Fladenbunker ist mächtig: Er besitzt eine Grundfläche von 550 qm und ist mit seinen drei Etagen 12,5 m hoch. Seine Wandstärke beträgt 2,5 m, die der Decke 3,7 m. Er bot Platz für 750 Personen.

Nutzung: Der Flandernbunker diente zunächst als Truppenmanschaftsbunker Schutzraum für die Soldaten der 5. U-Boot-Flottille, deren Wohnschiff „Milwaukee“ im nahegelegenen Tirpitzhafen seinen Liegeplatz hatte.

Weiterhin diente er den Seestreitkräften als Notfall-Kommandozentrale. Ferner waren im Bunker auch eine Nachrichtenzentrale der Marine sowie Teile der Flugmeldeabteilung West (Friedrichsort) untergebracht. Vom Flandernbunker aus wurden Abwehrmaßnahmen bei Luftangriffen sowie Polizei- und Feuerwehreinsätze im Kieler Stadtgebiet koordiniert. 

Zugang zum Bunker besaßen zunächst nur Marinesoldaten und eingeschränkt auch Angehörige der Marinesoldaten. Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges wurde der Bunker auch für Zivilisten aus der Umgebung geöffnet. 

Nach dem Krieg wurde der Bunker durch die Engländer „entfestigt“, das heißt für militärische Zwecke unbrauchbar gemacht.

Laut einem Artikel in den „Kieler Nachrichten“ vom 13. Okt. 1950 sollte auch der Flandernbunker zum Wohnraum – der in den Jahren nach dem Krieg noch sehr knapp war – umgestaltet werden.

Doch es kam anders, und er diente als Materiallager zunächst für das Polizei-Beschaffungsamt, dann für die neu aufgebaute Marine. Auch eine Bundeswehr-Apotheke war hierzu geplant. Aufgrund veränderter Bedarfssituation wurde der Flandernbunker schließlich aus dem Bundesbesitz ausgegliedert und an privat verkauft.

Gegenwart: Vom Bunker zur Bildungsstätte: Verein Mahnmal Kilian e.V.Eckstein der schleswig-holsteinischen Gedenkstätten und Vorbild für zivilgesellschaftliches Engagement

Im Februar 2001 ersteigerte nach langem Leerstand der 1995 gegründete Verein „Mahnmal Kilian“ den Flandernbunker. Seit 2005 steht das Gebäude unter Denkmalschutz.

Heute steht der Flandernbunker im Zentrum der Tätigkeit des Vereins Mahnmal Kilian e.V. als Begegnungs- und Bildungsstätte, Museum und Mahnmal. Der Flandernbunker darf als ein positives Beispiel genannt werden wie aus „bösen Bauten“ in Friedenszeiten „gute Bauten“ entstehen, die gleichzeitig für Kunst & Kultur und Mahnmal stehen.

Zur Gedenkfeier des 20-jährigen Bestehens des Verein „Mahnmal Kilian“ hatten sich 2015 im Flandernbunker zahlreiche Politiker, Vertreter der Gedenkstätten und Kultureinrichtungen eingefunden.

Der Landtagspräsident von Schleswig-Holstein, Klaus Schlie, der selbst ausgebildeter Pädagoge und Historiker ist, wird zitiert: „Der Flandernbunker ist ein Ort, der sich als wichtiges Zentrum zur Vermittlung historischer Kenntnisse für Diskussionen und Ausstellungen etabliert hat„.

Gerhard Fouquet, Vorsitzender der Bürgerstiftung Gedenkstätten Schleswig-Holstein, wird zitiert: „Der Flandernbunker steht heute für das zertrümmerte Kiel, für die vielen Millionen Toten, für die Gefallenen, für die in den Konzentrationslagern und durch sogenannte Einsatzkommandos Ermordeten, für die im Widerstand gegen die NS-Herrschaft sich Opfernden, für die im Bombenkrieg umgekommenen Männer, Frauen und Kinder in dem durch NS-Deutschland begonnenen Zweiten Weltkrieg„.  Quelle: Verein Mahnmal Kilian

Wie komme ich da hin?

Mit Bussen der KVG:

Linien 41/42 und 32/33: Haltestelle Mercatorstraße (170 m Fußweg) 
Linien 6, 11, 91/92, 501/502, 900/901: Haltestelle Elendsredder (450 m Fußweg)

Bei Anreise mit dem PKW nutzen Sie gerne den folgenden Routenplaner: (Anreiseplanung mit OpenRouteservice)

Beitragsfoto: Flandernbunker am Hindenburgufer erbaut 1944 ; Quelle: Wikipedia / Fotograf: Wusel007

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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