Die stillen Ecken der Nordsee mit Geschichte: Steinbeile auf Amrum

Wer sich abseits der bekannten Gästeströme auf Entdeckungsreise begibt, der kann sie entdecken, die stillen und manchmal unscheinbaren Schönheiten voller Historie an der Nordsee Schleswig-Holstein, hier ein Beispiel: Steinbeile auf Amrum

Vor 6000 Jahren bis Christi Geburt. Was hat es mit dem durchbohrten Schädel auf sich? Der Weg führt durch den Wald, in Höhe des Ortes Nebel auf Amrum stehen ausgedehnte Kiefernbestände und noch immer liegt das Aroma von Harz in der Luft. Es ist ein Weg in die Einsamkeit und einer, der in die dunkle Vorzeit führt. Er endet am Teich der Vogelkoje, dem Ort, wo sie einst Enten fingen. Der Wald weicht und die Landschaft öffnet sich, mächtige Dünen bauen sich auf.

Das Tal ist breit und offen, doch Sand ist überall – er weht und prickelt und knirscht. Und aufzuhalten ist er nicht. In einem freien Areal steht ein Haus, das in seiner absoluten Ursprünglichkeit wie verwachsen mit der Landschaft scheint.

In der Tat sind die Originalhäuser an dieser Stelle im Sand versunken, dies ist der Nachbau eines eisenzeitlichen Wohn- und Stallhauses. Um Christi Geburt stand hier eine kleine Siedlung, bis sie von den Wanderdünen verschluckt wurden. Ohnehin:

Die Gegend sah damals ganz anders aus – ohne Dünen (die kamen erst im Mittelalter), mit ausgedehnten Wäldern (Baumstuppen finden sich bei tiefster Ebbe manchmal im Watt) und Mooren. Denn der Meeresspiegel lag deutlich tiefer als heute. Dann kam das Meer so unaufhaltsam wie der Sand und vieles ging unter.

Die Zeitreise geht hier noch weiter zurück, auf 4000 bis 6000 Jahre vor Heute: Folgt man dem Pfad weiter Richtung Meer, trifft man auf sonderbare Steinsetzungen – es sind Grabkammern. Schon in der Steinzeit waren hier Leute unterwegs.

Und die bohrten offenbar Löcher in die Köpfe ihrer Zeitgenossen, wohl zu medizinischen Zwecken, das belegen die Schädelfunde. Zudem fanden die Forscher Steinbeile und Bernsteinkugeln. Längst hat der Sand damit begonnen, wieder zu begraben und was unter der gewaltigen Dünenlandschaft, die sich hier ausbreitet, verborgen liegt, weiß kein Mensch.

Es bleibt ein Geheimnis dieses Landes am Meer. Der Pfad führt durch die Dünen, es schmeckt nach Staub und riecht nach Meer, das bald mächtig vor dem Horizont liegt. Am Ende dieser Wege in die Einsamkeit.

Foto: Das eisenzeitliche Haus auf Amrum (C) Kai Quedens

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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