Die stillen Ecken der Nordsee mit Geschichte: Der Wald im Watt

Wer sich abseits der bekannten Gästeströme auf Entdeckungsreise begibt, der kann sie entdecken, die stillen und manchmal unscheinbaren Schönheiten voller Historie an der Nordsee Schleswig-Holstein, hier ein Beispiel: Wald im Katinger Watt

Die 1970er Jahre bis heute, das große Küstenschutzprojekt. Dieser Wald ist sonderbar – und eigentlich dürfte es ihn nicht geben. Natürlicherweise nicht, denn sind Wälder sind in der Marsch nicht vorgesehen. Und die meisten Bäume sind alle gleichen Alters. Dieser Wald am Meer, also der im Katinger-Watt, ist künstlich und doch wirkt er wild und verwunschen. Auch Seeadler leben hier, statt der Seehunde.

Anfang der 1970er Jahre wurde das Eidersperrwerk fertiggestellt, Deutschlands mächtigstes Küstenbauwerk, und der Mündungstrichter des Flusses Eider war von den Gezeiten abgeschnitten. Das Land hinterm Deich endlich sicher, reichte die Flut doch einst bis nach Rendsburg und brachte oft genug Verheerung. Was übrig blieb, war eine riesige Fläche Neuland. Was tun damit?

Ein Drittel bekam die Landwirtschaft, ein Drittel – zumeist offene, wertvolle Feuchtgebiete – der Naturschutz und aus dem letzten Drittel wurde dieser Wald. Ein Pfad, ein Rundweg, führt hinein und während draußen der Sturm drückt und das Meer aufwühlt, ist es hier seltsam ruhig.

Man ahnt die Nordsee und ihre Gewalt mehr als dass man sie spürt, es herrscht eine sonderbare Stille in diesem Wald. Und merkwürdig ist der Gedanke, dass all dieses hier vor nicht mal fünfzig Jahren die Nordsee war und man auf Meeresboden wandelt;

Wald statt Watt. Zwischen den Pappeln, Eschen und Erlen hat sich ein Dschungel entwickelt, stellenweise dunkles und stilles Wasser und es wirkt, als ob dieser Wald wieder versinkt. Wind wiegt Weiden und das ferne Geschnatter der Gänse weht bis unter die Bäume. Alte Abbruchkanten zeigen, wo einst die Flut nagte, heute wachsen hier Eichen und Ulmen und Orchideen statt Salzwiese.

Wer Glück hat und Geduld, sieht einen Eisvogel über den alten Priel flitzen gleich einem fliegenden Edelstein, Kormorane sitzen auf umgekippten Bäumen. Am Waldrand duftet Kamille und die Feldlerche singt. Mitten im Wald steht ein Pfahl mit Flutmarken vergangener Zeiten und gemahnt daran, wo man eigentlich ist auf dieser sehr sonderbaren „Watt“-Wanderung. Quelle: Nordsee-Tourismus-Service GmbH

Erweiterte Informationen über das Katinger Watt: Das Katinger Watt liegt zwischen Vollerwiek (Spannbüllhörn) und Großolversum vor Kating in der Eidermündung. 

Es ist eine etwa 1500 Hektar große Fläche, die Bestandteil des EU-Vogelschutzgebietes „Ramsargebiet Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer und angrenzende Küstengebiete“ im Süden Eiderstedts im Kreis Nordfriesland in Schleswig-Holstein ist.

Auf der anderen Flussseite der Eider, das schon auf dem Gebiet des Kreises Dithmarschen liegt, befindet sich das Naturschutzgebiet Dithmarscher Eiderwatt. Das wurde 1989 geschaffen, um die ökologischen Folgen des Eidersperrwerk-Baus (1967 bis 1973) abzumildern.

Erweiterte Informationen über den Wald im Katinger Watt: Der Wald nimmt ca. 495 ha Fläche ein und gliedert sich in 70 ha Eschen-Edellaubwald, 66 ha Eichenwald und 180 ha anderer Laubwald mit Pappeldominanz. Hinzu kommen ca. 123 ha offene Flächen (Waldwiesen, Gewässer). Der nicht landschaftstypische Wald wurde angelegt, um der einheimischen Tourismuswirtschaft einen Erholungsraum zu geben.

Da der Wald ursprünglich als Erholungswald angelegt wurde, bestehen ein gut erschlossenes Wanderwegenetz und Schutzunterkünfte im Wald. Reitwege sind nur noch in Resten vorhanden, da diese oft parallel zu den Wanderwegen verliefen und somit entbehrlich waren.

Im Wald findet sich nahe dem Parkplatz „Schute“ ein Boot. Dieses wurde als Ersatz für eine Bauschute aufgestellt, die daran erinnern sollte, dass sich der Wald auf ehemaligem Meeresboden befindet. Der Wald beherbergt den Naturerlebnisraum Katinger Watt, einen Naturlehrpfad und eine Art Abenteuerspielplatz.

Wissenswertes über das Eidersperrwerk: Das Eidersperrwerk befindet sich an der Mündung der Eider in die Nordsee bei Tönning in Schleswig-Holstein auf dem Gebiet der Gemeinde Wesselburenerkoog sowie an der Grenze zur Gemeinde Tönning.

Hauptzweck dieses größten deutschen Küstenschutzbauwerkes ist der Schutz vor Sturmfluten der Nordsee. Außerdem sollten die Baumaßnahmen im Rahmen des Programms Nord zum wirtschaftlichen Aufschwung in den Kreisen Norderdithmarschen (heute Teil des Kreises Dithmarschen) und Eiderstedt (heute Teil des Kreises Nordfriesland) beitragen. Als ein Jahrhundertbauwerk wurde das Sperrwerk am 20. März 1973 eingeweiht.

Beitragsfoto: Eidersperrwerk mit Katinger Watt (rechts). Autor: Ra Boe / Wikipedia, CC BY-SA 3.0 de, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=19447359

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

4 Kommentare zu „Die stillen Ecken der Nordsee mit Geschichte: Der Wald im Watt“

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