Sagen und Legenden in Schleswig-Holstein: Der Rote Haubarg und die Sache mit dem Teufelspakt

Über das Land zwischen Nord- und Ostsee ranken sich zahlreiche Sagen und Legenden. Besonders die Halligen, Inseln, Seeleute -und nicht zuletzt das Meer- bieten Stoff für zahlreiche Geschichten, die bis heute jedes Kind in Schleswig-Holstein kennt.

Der Rote Haubarg auf Eiderstedt (nahe der Gemeinde Witzwort im Kreis Nordfriesland) ist ein Wahrzeichen der Halbinsel; ein prächtiger, schöner Hof, ein riesiges Gebäude. Haubarge werden als die größten Bauernhöfe der Welt bezeichnet, auf Eiderstedt sind sie typisch. Und dieser ist geheimnisvoll dazu, und von einer Sage umwoben.

Heute ist hier auch ein schönes Gasthaus (und ein Museum). Rot allerdings ist der Haubarg heute nicht: der Vorgängerbau wurde 1647 errichtet und war mit roten Ziegeln bedeckt, brannte jedoch hundert Jahre später ab.

Vor dem Bau soll hier ein ärmliches Haus gestanden haben, bewohnt von einem jungen Mann. Dieser Mann war in die Tochter eines reichen Mannes aus der Nachbarschaft verliebt. Mädchen und Mutter waren ihm gewogen, der Vater nicht.

Pakt mit dem Teufel

Der junge Mann, ebenso verliebt wie verzweifelt, ging in seiner Not einen Pakt mit dem Teufel* ein: Er verschrieb ihm seine Seele – wenn der Teufel ihm bis zum ersten Hahnenschrei ein großes Haus mit hundert Fenstern bauen würde.

Der Teufel kam in der Nacht, riss die Kate ab und zog den Haubarg hoch. In seiner Angst (Seele in Gefahr!) lief der junge Mann ins Haus seiner Angebeteten und weckte die Frauen, gestehen konnte er den Pakt mit dem Teufel nicht.

Die Mutter blickte aus dem Fenster und sah das Drama sich zuspitzen; sie sah, wie auf dem Haubarg bereits, es war noch Nacht, das Dach gedeckt wurde.

Der junge Mann gestand nun alles; Seele weg wenn der Hahn kräht und der Haubarg fertig ist. So rannte die Mutter schnell in den Stall und schüttelte einen Hahn. Was der tat?

Er krähte in der Nacht. Und der Teufel hatte damit die Wette verloren, weil erst 99 Fenster eingesetzt waren – und das 100. noch fehlte.

Der Teufel fuhr zum Fenster hinaus und das junge Paar zog ein. Und die 100. Scheibe, so will es die Legende wissen, fehle im Roten Haubarg noch immer: Denn so oft wie sie am Tage eingesetzt werde, so oft zerbreche sie wieder. – Ende Legende –

Übrigens: Der Rote Haubarg liegt südlich der Gemeinde Simonsberg im Adolfskoog. Von der Nordsee ist er ungefähr 1,5 Kilometer entfernt. Witzwort liegt rund drei Kilometer südlich.

Der Haubarg ist mit einer Firsthöhe von 17 Metern ungewöhnlich hoch. Er hat wie alle Haubarge einen rechteckigen Grundriss und steht auf acht Ständern. Und – und jetzt nicht lachen – er hat tatsächlich 99 Fenster!

Der Rote Haubarg ist für die Öffentlichkeit zugänglich. Er wird als Restaurant und Museum betrieben. Das Restaurant befindet sich in den ehemaligen Wohnräumen. Im Museum wird eine Ausstellung zur Geschichte der Eiderstedter Landwirtschaft gezeigt.

* Wissenswertes über Teufelspakt:

Ein Teufelspakt oder Teufelsbündnis ist ein Handelsbündnis zwischen dem Teufel und einem Menschen. Dabei wird dem Teufel eine menschliche Seelegegen Reichtum, Macht, Talent, magische Kräfte oder ähnliche Gaben versprochen. Ein derartiger Pakt ist Gegenstand vieler volkstümlicher Sagen und Legenden. Auch in der Literatur wird das Motiv mehrfach aufgegriffen.

Im Zuge der frühneuzeitlichen Hexenverfolgung wurde der aus biblischen und anderen Quellen hergeleitete,

bei Augustinus auch bei Thomas von Aquin (Summa theologica II, Qu. 96, a 2) genannte Pakt mit dem Teufel (bzw. mit Dämonen, insbesondere als Inkubus bzw. Sukkubus) gemäß der damaligen christlichen Dämonologie („Hexenlehre“) als Ursprung der Kräfte einer Hexe angesehen.

Das Bündnis mit dem Teufel kann sowohl ausführlich mit allen Feierlichkeiten oder auch nur durch eine einfache Abmachung geschlossen werden.

Bei einem Pakt handelt es sich um eine Bindung für lange Zeit, dies beinhaltet, sich ein Wesen durch Versprechen dienstbar zu machen und dafür im Jenseits – also nach dem Ableben – für dieses zu arbeiten.

Dafür dient der Geist dem Magier für gewisse Zeit. Nach seinem Ableben geht der Magier in die Sphäre des Geistes ein, um dort seine Verpflichtungen abzuleisten. Oft ist die Gegenleistung eine Art Geschenk für Anhängerschaft.

Im übertragenen Sinn wird auch dann von einem Teufelspakt gesprochen, wenn ein Mensch zur Erreichung eines Ziels auf Bündnisse mit Menschen oder Mächten eingeht,

die seinem Ziel und seinen Idealen eigentlich entgegenstehen (wie im obigen Beispiel mit dem roten Haubarg). Besonders in feuilletonistischen Kommentaren zu Politik und Zeitgeschehen ist das Bild beliebt.

Beitragsfoto: Matthias Süßen – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=95014718

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

2 Kommentare zu „Sagen und Legenden in Schleswig-Holstein: Der Rote Haubarg und die Sache mit dem Teufelspakt“

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