Imkern, Honig und der Tod: Viel los in Hohwacht an der Ostsee

Was verbindet Hohwacht mit Hamburg, Münster und Duisburg? Sie haben alle einen populären Kommissar. Nein, er heißt nicht Tschiller, nicht Thiel und auch nicht Schimanski. Er heißt Oke Oltmanns. Und dieser hat es in seinem aktuellen Fall mit einem süßen Stoff zu tun: Honig. Und viel Blut. Doch der Reihe nach.

Imkern ist der neueste Trend – und ein gefährliches Geschäft? In Hohwacht schon. In Patricia Brandts zweitem Kriminalroman »Imkersterben« dreht sich (fast) alles um Imker, Bienen und Mords-Honig. Mit viel Humor lässt die Autorin ihren schrulligen XXL-Kommissar Oke Oltmanns in dunklen Honiggeschäften ermitteln. 

Doch was ist eigentlich die Imkerei? Der Imker, Bienenzüchter oder auch Zeidler genannt, beschäftigt sich mit der Haltung, Vermehrung und Züchtung von Honigbienen. Sowie mit der Produktion von Honig und weiterer Bienenprodukte.

Wirtschaftlich relevanter ist heute die Bestäubungsleistung der Honigbienen in der Landwirtschaft als Nebenprodukt der Imkerei. Imker ist eine Wortzusammensetzung aus dem niederdeutschen Begriff Imme für „Biene“ und dem mittelniederdeutschen Wort kar für „Korb, Gefäß“.

Das Thema Lebensmittelkriminalität ist hochaktuell: Das begehrte Naturprodukt Honig zählte nach Angaben des Bundesamtes für Ernährung und Landwirtschaft bis 2020 zu den Top Ten der gefälschten Lebensmittel. Die Regierung macht es Fälschern immer schwerer.

Mittlerweile werden jährlich von den Laboren der Bundesländer 400.000 Proben untersucht. Die Einfuhr von mit Zuckersirup gestreckten Produkten bringt heimische Honigproduzenten enorm unter Druck. Die Autorin wirft in ihrem neuen Kriminalroman die Frage auf, was passiert, wenn auf einmal die örtlichen Imker das Geschäft ihres Lebens wittern.   

Ganz nebenbei tauchen die LeserInnen ein in die Welt der Imker und erfähren Wissenswertes über die nützlichen Insekten. Imker frieren zum Beispiel ihre Drohnen in Tiefkühlschränken ein, weil dies noch der humanste Tod ist.

Das alles geschieht zum Wohl des Volkes: In den Zellen der Drohnen wächst die gefürchtete Varroamilbe heran, die mitverantwortlich für das Bienensterben ist. Die Journalistin weiß, worüber sie schreibt. Sie lebt inzwischen mit ihrem Schwarm zusammen und berichtete über ihre Erfahrungen als Neuimkerin in einer Langzeitreportage „Die Bienenmutter“ in der Tageszeitung. 

»Imkersterben« ist nach dem Erstlingswerk »Krabben-Connection« ein weiterer Krimi zum Schmunzeln und Lachen. Die LeserInnen treffen darin auch auf alte Bekannte aus der liebenswert-schrägen Dorfgemeinschaft an der Ostsee.

Dazu zählt etwa die gesundheitsbewusste Fischbudenbesitzerin Wencke Husmann, die mit ihren neuen, veganen Avocadobowls insbesondere bei den Einheimischen auf Ablehnung trifft. Die meisten Küstenbewohner lieben ihre Fischbrötchen nämlich wie der große Oke Oltmanns: ohne viel Gedöns.

Der Dorfsheriff bekommt diesmal einen neuen Partner an die Seite gestellt, mit dem er neben dem Imkersterben mehrere Wohnwagen-Diebstähle an der Küste aufklären muss: Vincent Gott ist eine rheinische Frohnatur aus Köln. Et kütt wie et kütt…

Interview mit Krimi-Autorin Patricia Brandt über »Imkersterben« 

Wie sind Sie darauf gekommen, einen Krimi über Bienen zu schreiben?

Patricia Brandt: Eigentlich wollte ich nur etwas Gutes für die Umwelt tun und habe bei einem Bremer Imkerverein einen Kursus belegt. Heute kann ich sogar sagen, dass ich mit meinem Schwarm zusammenlebe: Er saß in acht Metern Höhe im Weißdorn in unserem Garten. Bienen sind aus meinem Leben kaum noch wegzudenken – und so kommen sie nun auch in meinem zweiten Ostsee-Krimi vor. 

Worum geht es in »Imkersterben«?

Es geht um dunkle Honiggeschäfte. Die geschiedene Imkerin und Sargbauerin Tilda Schwan aus dem einstigen Fischerdorf Hohwacht bekommt einen tollen Deal angeboten. Sie soll eine Supermarktkette mit ihrem Honig beliefern. Schnell wird ihr klar, dass sie den Honig strecken müsste, um die geforderte Menge zusammenzubekommen. Damit nimmt das Schicksal seinen Lauf und der schrullige Dorfpolizist Oke Oltmanns muss gleich eine ganze Reihe von Todesfällen aufklären. 

Sie schreiben über Honigpanscher. Wie groß ist die Gefahr, an gefälschte Ware zu kommen? 

Noch 2018 gehörte Honig zu den am häufigsten verfälschten Lebensmitteln weltweit. Gepanscht wird mit billigem Sirup und anderen Substanzen. Das Europäische Parlament hat hier aber inzwischen härtere Strafen gefordert, denn die zumeist importierten Fake-Honige bedeuten erhebliche Gesundheitsgefahren für die Verbraucher.

Worauf müssen Kunden beim Honigkauf achten?

Gut beraten ist man sicher mit Honig mit dem Siegel des Deutschen Imkerbunds e.V.. Denn dieser muss über die Bestimmungen des Lebensmittelgesetzes hinaus den noch strengeren Qualitätsrichtlinien des Imkerbunds genügen. Der Honig muss in Deutschland erzeugt und naturbelassen sein und zudem einen Wassergehalt von unter 18 Prozent aufweisen. Und ich würde immer auch den Imkern aus meiner Nachbarschaft vertrauen. Viele verkaufen ihren Honig sogar  unter Preis, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit die Bienen machen.

Erfährt man in Ihrem Buch auch etwas über die Insekten selbst?

Ja, ganz nebenbei erfahren Leserinnen und Leser mehr über die erstaunliche Welt der Imker und ihrer Bienen. Zum Beispiel fand ich es immer faszinierend, dass die Bienen eine konstante Wärme im Stock benötigen und deshalb die Temperatur selbst regulieren. Bei Hitze freuen sie sich aber über eine Wasserstelle im Garten.

Haben Sie Ihren eigenen Garten auf die Bienen ausgerichtet? Was blüht dort?

Zusammen mit meinem Mann und meinen Kindern habe ich neben einer Wasserstelle auch viele Pflanzenbeete angelegt, auf die Bienen fliegen. Unsere nützlichen Haustiere sollen möglichst das ganze Jahr über etwas im Garten finden, denn wir wohnen ländlich und dort gibt es das Problem der Monokulturen.

Wir haben vorgesorgt: Früh im Jahr blühen unheimlich viele Schneeglöckchen in unserem Garten, später dann Obstgehölze und Stauden wie Glockenblumen, Indianernesseln und Kugeldisteln.

Nicht zu vergessen die Astern, die inzwischen alles überwuchern. Im Sommer sind übrigens auch unsere Rambler-Rosen Bobby James und Ghislaine de Feligonde der Hit bei Honig- und Wildbienen. Glücklicherweise haben wir zudem sehr bienenfreundliche Nachbarn, die allesamt ihre Gärten zum Blühen gebracht haben – den Bienen zuliebe. 

Textquelle: Gmeiner Verlag; Foto: © Julia Weil

Autor: Willi Schewski

Fotograf. Blogger. Autor. Fotojournalist

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